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With a min of max the opt!

FULW RS 95-2 : Woche 7 bis 11


Werte Leserschaft, ich bin wieder da. Nicht, dass ich Sie vergessen hätte. Nein nur der Motivationspegel in den Letzten Wochen war schaurig tief und am Wochenende versuchte ich möglichst wenig an das leben im Miliz-System zu denken (was mir, dank abwechslungsreichen Wochenenden sehr gut gelang). Aber dennoch will ich weiter aus dem täglichen Leben in der Kaserne und der Arbeit berichten.

Diesmal sind halt einige Wochen Mehr vergangen (fünf um genau zu sein). Zwischenzeitlich hatten wir wie von unserem Ausbilder prophezeit den leistungs- und motivationsmässigen Tiefstpunkt erreicht (was scheinbar total normal ist). Was sich bei einigen mit einer ausgeprägten LMAA-Stimmung bemerkbar machte. Item, nach dem erreichen der Talsohle kann es nur noch Aufwärts gehen. Das die ganze Geschichte mit dem Abverdienen sich langsam zum Ende neigt, habe ich gestern Abend festgestellt, als ich im Kalender einige Termine eintrug. Jedenfalls ist ein Ende langsam in Sicht und mittels extrinsischer Motivation (Der Dank geht an meine Arbeitskollegen, welche mir ein riiiesen Frässpäckli auf den Weg gegeben haben!) ist vieles schnell wieder vergessen.

Woche 7

Nach sieben Wochen schliesst die Allgemeine Grundausbildung (kurz AGA) mit einer Inspektion der Kompanie ab. Wir defilierten (mehr oder weniger stilvoll) vor dem Schulkommandanten über den Platz. Als diese Sequenz abgehakt war wurden die Rekruten auf verschiedenen Posten geprüft, ob sie das notwendige Wissen haben über welches der normale Soldat in der Schweizer Armee verfügen muss.

Die ganze Kompanie schnitt mit einem Sehr Gut ab. Und auch unser Kadi aus unserer RS hatte lobende Worte (was die Gruppenführer doch sehr erstaunte, da ich selten lobende Worte von ihm gehört habe).

Am Abend fand danach die Neuordnung der Kompanie statt und die Züge wurden den Fachgruppen zugeteilt.

In der Kaderausbildung schlugen wir uns mit der Übung “Prioplan” die Nacht um die Ohren. In diesen Übungen werden meist die Gruppenchefs beübt und die anderen müssen danach einfach spuren. Die Übung hatte das Ziel die Route für unseren Abschlussmarsch zu planen und diesen (bei Nacht) mit dem Puch zu erkunden. Am Freitag trafen wir nach 7 Wochen unsere Fachausbildner wieder und starteten die Vorarbeiten für den Technischen Dienst.

Woche 8

Mit dem Start des Technischen Dienstes ändert sich schlagartig vieles und die AGA Themen weichen den Kabelverbindungszange, den Restlichtverstärken und den Funkanhängern.

Die Woche war für die Rekruten sowie die Ausbilder sehr spannend, da das Fachgebiet doch ein wenig anders zu unterrichten ist als die 0815-AGA-Lektionen. Fachausbildung ist eben 0816-Non-Plus-Ultra 😉

Die Woche war weiter geprägt mit Kaderausbildung und für mich mit einem relativ knappen zurückverschieben aus dem Ausgang (22:59:45). Aber wer wird schon direkt vor der Kaserne aus dem Auto geladen und ist selbst dann noch knapp angebunden 😉

Woche 9

Die Woche 9 bildete die motivationstechnische Talsohle für vermutlich alle (Rekruten, Gruppenführer, Zugführer). Die Situation besserte auch nicht, wenn man nach dem ABV der Rekruten noch eine einseitige Übertragung anhören darf und diese mit “Hier, Verstanden!” quittieren darf.

Positive Punkte in dieser Woche waren eindeutig die Ausgänge und die Kaderausbildung. Im Ausgang führten wir uns “Batman – The Dark Knight” zu Gemüt, da das Pathé Dietlikon wirklich nicht weit von der Kaserne entfernt ist (und ich auch bereits das zweite Mal in dieser Woche die Kinosääle unsicher machte).

In der Kaderausbildung stand danach das Thema “Feuer und Bewegung” auf dem Plan. Wir packten am Freitagmorgen vor der Dämmerung unsere sieben Sachen dazu noch einige Rauchsätze, Knallpetarden und einige Kisten mit Munition (unter anderem mit Leuchtspur) und verschoben auf unseren Lieblingsschiessplatz in Oberurnen. Mit den Erinnerung an unsere ersten 3 Wochen Unteroffiziersschule nahmen wir den Gegner unter Beschuss und verschoben in Binomen über das Gefechtsfeld, suchten hinter Erdhügeln und in Schützengräben deckung. Dann hiess es aber *Tiglio-Tiglio* (unser gruppeninternes Signal für den Rückzug) und ich verliess die Deckung während das zweite Binom auf andere Scheiben das Feuer eröffnete und mir die Dekckung gab die ich benötigte um die Knallpetarde zu platzieren und mich zurückzuziehen. Für Donner, Rauch und Action war also gesorgt, und wir sammelten die Erfahrung wie man ein richtiges Gefechtschiessen durchführt (inklusive Leuchtspur versteht sich). Wie Kamerad Hähni richtig bemerkt hat, der Gefechtsschiessplatz in Oberurnen ist halt ein Spielplatz für grosse Kinder 😉

Nach diesem wunderbaren Tag waren wir wieder der Kompanie zugewiesen und einige Gruppenführer leiteten den Kasernen Grossparkdienst, der verbleibende Rest erstellte (mehr oder weniger Missmutig) den ABC Bereitschaftsgrad 3 um danach einen Film zu “geniessen”. Das dies einigen sehr sauer auf den Magen schlug ist klar. Ich setzte meine Drohung aus den ersten RS Wochen an diesem Abend auch in die Realität um und wohnte im Bereitschaftsgrad 2 dem Abendverlesen bei. (Was sehr wirksam auf die Ruhe nach dem Lichterlöschen auswirkte, da die Rekruten von Zug 2 vermuteten sie müssen mit mir zusammen eine Nächtliche ABC Übung abhalten.)

Woche 10

Die Woche 10 gestaltete sich einiges Angenehmer als die vorhergehende. Obwohl ab Mittwochabend für die Hälfte der Gruppenführer eine erhöhte Marschbereitschaft angesagt war. Am Donnerstagmorgen hiess es dann 0500 Tagwach und ab 0545 ABC-Bereitschaftsgrad Zwo. Die Übung “Centurion” startete. Ich habe versucht mich ein bisschen zu Informieren, was die Übung wohl mit sich bringen könnte, jedoch erhielt ich keine sinnvollen Informationen. Wir verluden unser Material in den Duro und verschoben an einen unbekannten Ort. Während der Fahrt kam über unseren Gruppenführer der Befehl für ABC-Bereitschaftsgrad 4 und die Information, dass wir am Zielort den Duro auf dem Bahnhofplatz abstellen werden die Gruppenführer unter dem Duro in Stellung gehen werden. Der Rest des Trupps hatte den Befehl um den Duro einen Igel zu machen. “Dir sit Unsichtbar”, hiess das wir uns ins Gebüsch zurückzogen. Da sassen wir für einige Minuten ohne wirklich entdeckt zu werden, obwohl um den Bahnhof langsam das Zivilleben erwachte. Einige liefen wenige Meter neben meiner Deckung vorbei ohne mich zu sehen. Nachdem unser Ausbilder mit dem Gruppenführer geredet hatte mussten wir uns wieder beim Duro Sammeln. Die drei jüngeren Damen die gerade den Duro passierten, erschraken ein bisschen als rund um Sie plötzlich Militaristen im ABC-Vollschutz aus den Gebüschen und dem hohen Gras auftauchten. Das weitere Programm war mit einem BG4 Marsch und dem Besichtigen der Stellungslinie und den Festungseinrichtungen in diesem Gebiet ausgeschmückt.

Als wir am Abend wieder in die Kaserne zurück kamen erhielten wir vom Ausbilder noch den Tipp den Ausgang “nicht komplett auszuschöpfen”. Dies gelang nicht allen und so war auch das erwachen um 0230 nicht bei allen so problemlos. An diesem Tag lernte ich erneut, was es bedeutet einen Langen Tag zu haben 😉 Die Übung “Observer” war in zwei Teile gegliedert. Am Morgen mussten wir Lektionen zum Thema “der Beobachtungsposten” vorbereiten. Rückblickend waren das seit dem Start meiner Militärkariere-Laufbahn die lehrreichsten Lektionen, da sie (aufgrund dem immer noch hohen Alkoholspiegels) auf das einfachste und Verständlichste herunter gebrochen waren. Der zweite Teil umfasste das Erkunden und Präsentieren einer Ortschaft in der Umgebung. Wir erhielten das 3333 Seelen-Gemeinde Mönchaltorf, beschafften einige Informationen und gestalteten die verlangten Plakate. Ich war sehr motiviert die Gruppe zu führen, da ich erstaunlich wach (einige nennen es Hyperaktiv) war, was sich mit der Zeit aber wieder legte.

Am Abend bestritten wir noch das Kasernenputzen um danach in die Federn zu fallen und am Samstag ins Wochenende zu starten.

Woche 11

Die Woche 11 startete für die Rekruten mit der sagenumwobenen Übung “Igel”. Im Vorfeld wurde nicht viel über diese Übung verraten. Ich hatte einiges zu Tun mit dem vorbereiten des Materials. “Taschenlampe-Tarnstift-Camelle” waren die einzigen Informationen welche nach aussen drangen. Über die Details verrate ich nicht mehr, da zwei Nachrichtenzüge die Übung noch vor sich haben. Wir jedenfalls hatten recht viel Spass, welches nicht zuletzt durch eine brennende Camelle unterstützt wurde (Merke Obgfr Widmer + Ausgelaufener Notkocher + Camelle = schlechte Kombination).

Am Mittwochnachmittag statten wir der Comm08 einen kurzen Infiltrationsbesuch ab, um auch einen Einblick zu erhalten was die Führungsunterstützung sonst noch so macht und mit welchen Geräten sonst noch gearbeitet wird. Der Besuch war zwar kurz aber erweiterte den Horizont und zeigte auf, dass wir nicht die einzigen sind. Ich freue mich da schon auf die Übungen in der Verbandsausbildung (VBA) wo man doch einigen Vehikeln wieder begegnen könnte 😉

In dieser Woche hatten wir auch noch den Wachtdienst mit Kampfmunition zu bestreiten. Während dieser Zeit verbrachte ich während dem Auf sowie Rückbau eine lange Zeit als Wachkommandant. Ich hatte auf persönlichen Wunsch die Nachtschicht mit einem Kameraden, was für mich sehr angenehm war. Aufwändig wurde es nur während den Schichtwechseln, wenn man die verschiedenen Ablösungen koordinieren musste. Wenn alle wieder eingesetzt waren hatte ich Zeit die Arbeiten zu überwachen. Und so führte ich frühmorgens eine Fahrzeugkontrolle an einem “verdächtigen Fahrzeug” durch. Ich hatte auch noch das Glück, dass unser Coach gerade während meiner Schicht die Inspektion durchführte. Ich wurde also mit einigen angenehmen und unangenehmen Fragen gelöchert. Es wurde auch noch die Einsatzbereitschaft unseres Pikett-Elements getestet, welches in einer Weltklasse Zeit von 2:48 Minuten bereit war. Später konnte ich meine Schicht übergeben und konnte als Stellvertreter einige Stunden schlafen. Da es aber nicht sicher war, ob ich noch mal in den Einsatz musste schlief ich mit Grundtrageinheit, Splitterschutzweste neben dem Funkgerät, Helm und Gewehr. Für mich war die “Scharfe Wache” eine neue und gute Erfahrung, ich würde bei einem weiteren mal einige Dinge ändern um die Probleme, welche wir hatten zu Umgehen.

Am Freitag hatten wir wiederum Kaderausbildung und es wurde angekündet, dass wir das Schiessabzeichen sowie das Selbst und ABC/Kameradehilfe-Ribbon an diesem Freitag holen könnten.

Das Schiessabzeichen habe ich mit 71 Punkten exakt um einen Punkt verpasst. Das ABC/Kameradehilfe Ribbon habe ich mir aber gesichert. Yeah!

Nun geniesse ich mein verlängertes Wochenende und rücke heute Abend mit frischer Motivation wieder ein.

Ich wünsche der werten Leserschaft eine schöne Woche.

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