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With a min of max the opt!

6 Monate und ein paar Tage


Ein sehr kalter Frühling gefolgt von einem sehr nassen aber intensiven Sommer und einen wunderbaren Herbst, sternenklare Nächte und der ewige drang einen neuen Platz zu finden.

Etwa so würde ich vergangenes Jahr zusammenfassen. Vergangenes Jahr habe ich gute 6 Monate in meinem Bus gewohnt und keinen festen Wohnsitz gehabt. Sachen zu tun bei welchen man zwar sagt, “Das war jetzt nicht die schlaueste Idee, aber es war schön und ich habe viel gelernt.” sollte Mensch mehr tun.

Irgendwann im Sommer durfte ich noch ein Interview für die Bärner Studizytig geben mit dem wunderbaren Titel “Qualität vor Quadratmeter” ist ein schöner Artikel erschienen welcher verschiedene Kleinwohnformen von der Jurte über das Tinyhouse bis zur Zwischennutzung und eben auch das leben im Bus beleuchtet.

Was jetzt?

Diese Frage habe ich mir öfters gestellt in den vergangenen Monaten. Klar war, dass ich den Winter nicht im Bus verbringen will, weil das wäre mir mit der momentanen Ausrüstung, der Kälte und der zunehmenden Abhängigkeit von Landstrom zu anstrengend. Leider ist eine Schöne Industriehalle welche ebenfalls Büro/Werkstatt genutzt werden kann leider auch nicht zum greifen nahe. Dem Drang minimalistisch zu Leben will ich jedoch nicht nachgeben und habe mir eine 2-Zimmer Wohnung unweit von Zürich gesucht. Auf knapp 50 Quadratmetern kann ich so meinen Fuchsbau einrichten.

Umziehen / Ausmisten mit Distanz

Beim Interview mit Bettina von der Studizytig entfuhr ihr einmal “Du hast echt wenig Dinge”, als sie meine T-Shirt Sammlung anschaute welche in einer kleinen Eurobox platz haben. Ich geniesse die kleine Auswahl an Lieblings-Shirts. Wenn du jedes Kleidungsstück das du besitzt ein Lieblingsstück ist ist das für mich perfekt. Klar gewinnt man mit einer minimalistischen Garderobe in Zürich oder Zug keine Street-Style Trophäen, aber das wird den meisten die mich kennen zum vornherein klar gewesen sein 😉

Nach 6 Monaten das Lager von meinen Kisten befreien war spannend, die paar Monate Distanz zu meinen Habseligkeiten ist ein spannender Schritt, denn nur wenige Dinge hab ich wirklich vermisst. Die zeitliche Distanz macht es einfacher mich von einen guten Teil der verbliebenen Dinge zu trennen. Brauch ich wirklich noch eine grosse Stereoanlage, so viel Geschirr und Besteck oder darf es auch weniger sein. Nein es muss in gewissen Bereichen fast weniger sein, die alte Küche hatte immens viel Platz und hat das alles einfach so in den zahlreichen Schränken seinen platz gefunden. Jetzt mache ich mir Gedanken was ich wirklich brauche und das wandert aus der Kiste in die Küche, was übrig bleibt wird einen neuen Platz finden vorzugsweise in Verwendung bei anderen Menschen die diese Dinge nutzen werden. Ich werde also potentiell mein Online-Flohmarkt-Game wieder perfektionieren 🙂

Das Leben unterwegs

Im Bus leben ist ja eigentlich nichts wirklich neues. In der Schweiz gibt es eine kleine aber feine Community an Menschen die das ganze “Vollzeit” betreiben und ich hatte das Glück einige davon kennenlernen zu dürfen, ein Abendessen zu teilen oder irgendwo im nirgendwo mal wieder auf ein bekanntes Gesicht zu treffen das hinter einem Bus hervorlugt und grinsend sagt “Salut Bäschtu, auch mal wieder hier?”.

Manchmal war ich auch dankbar ein paar Tage irgendwo unterzukommen und *hust* die Waschmaschine und Dusche nutzen zu dürfen. Dabei durften mich meine Eltern mal wieder auf Besuch einstellen und auch bei einigen Freunden war ich auch eine mehr oder weniger regelmässige Erscheinung. Oder ich habe mal 2 Wochen im Sommer die Wohnung einer Freundin gehütet, was toll war weil es entweder regnete oder 30+ Grad war, was im Bus beides nur halb so lustig ist weil man entweder immer in der Nässe ist oder langsam gar gekocht wird – Nein eine Klima-Anlage passt nicht ins Off-Grid Stromkonzept mit 1kW Stromspeicher.

Einfachheit

Generell ist es ein einfaches Leben. Es muss einfach sein, weil du hast weder den Platz noch die Lust viel Tand mit dir rumzuführen und du räumst vor jedem Standortwechsel auf. Wenn du das nicht tust hast du entweder eine ziemliche Sauerei im Bus oder musst danach wirklich aufräumen. Das Leben nett und ordentlich in Rako-Kisten unterzubringen und auch genau so schnell ausgemistet zu haben ist toll, unnützes fliegt sehr schnell raus.

Und nun?

Ja schauen wir mal. Ich bin ganz froh über die momentane Wohnsituation, vermisse die alte WG (was sehr gegenseitig ist 🎉) aber versuche das alleine Wohnen mal. Ich bin froh, meinen Laden um die Ecke, meinen Briefkasten wieder zu haben. Es geht auch ohne, dies macht aber das Leben anstrengender.